3 November

Microsoft, die Armee und die Wolke: Warum wir jetzt über unsere digitale Unabhängigkeit reden müssen

Ein Weckruf

Der Brief von Armeechef Thomas Süssli zur Microsoft-Abhängigkeit ist eine der interessantesten Verlautbarungen der Schweizer Armee der letzten Jahre. Entsprechend viel Staub hat der nun öffentlich gewordene Brief auch aufgewirbelt – mit Artikeln in allen wichtigen Leitmedien der Schweiz. Sein Vorstoss, der sich gegen die fast vollständige Abhängigkeit der Bundesverwaltung von Microsoft stemmt, ist mehr als nur eine Randnotiz. Es ist ein Alarmsignal, das wir alle hören sollten – von der Chefetage über die IT-Abteilung bis hin zu jedem einzelnen von uns, der täglich mit diesen Werkzeugen arbeitet.

Ich habe mir darum übers Wochenende ein bisschen Zeit genommen, um genauer anzuschauen, welches die besten Alternativen zu Microsoft sind und wer diese schon anwendet. Diesem Thema widmet sich mein heutiger Campaign Pulse-Newsletter.

Das Problem hat einen Namen: CLOUD Act

Die Debatte ist nicht neu, aber sie gewinnt an Schärfe. Der Kern des Problems liegt in der mangelnden digitalen Souveränität. Die Probleme heissen CLOUD Act, FISA Section 702 und Executive Order 12333: Diese drei US-Rechtsinstrumente erlauben es amerikanischen Behörden und Geheimdiensten, auf unsere Daten zuzugreifen – selbst wenn sie physisch in Schweizer Rechenzentren gespeichert sind. Der CLOUD Act verpflichtet US-Unternehmen zur Datenherausgabe, FISA Section 702 erlaubt die Überwachung von Nicht-US-Bürgern ohne Gerichtsbeschluss, und Executive Order 12333 ermächtigt zur umfassenden Auslandsüberwachung ohne richterliche Kontrolle. Dieses Risiko betrifft uns alle und wird von der Bundeskanzlei fahrlässig ignoriert, die weiterhin am Migrationsfahrplan festhält. Microsoft , Amazon Web Services (AWS) und Google Cloud müssen sich diesem Gesetz beugen.

Armeechef Süssli bringt es auf den Punkt: Rund 90 Prozent aller Daten der Swiss Armed Forces gelten als „intern“ oder „geheim“. Diese auf einer US-Cloud zu bearbeiten, ist nicht nur fahrlässig, sondern gemäss den Geheimhaltungsrichtlinien des Bundes sogar verboten. Die Bundeskanzlei BK scheint dies bisher zu ignorieren und hält an ihrem Migrationsfahrplan fest. Ein Vorgehen, das nicht nur mich, sondern auch viele Experten sprachlos macht.

„Mich erstaunt es, dass niemand beim Bund das Thema früher thematisiert hat“, sagt Matthias Stürmer Professor an der Berner Fachhochschule, Technik und Informatik und Experte für digitale Souveränität, im Tages-Anzeiger.

Die Gefahr ist real. Man stelle sich vor, die US-Regierung könnte im Ernstfall den Stecker ziehen oder auf sensible Verhandlungsdokumente zugreifen. Die Vorstellung allein ist ein Albtraum für jede souveräne Nation aber auch für jede kritische NGO und für manches im Wettbewerb stehende Unternehmen.

Es gibt Alternativen – und sie sind besser als ihr Ruf

Die gute Nachricht ist: die Situation ist nicht alternativlos. Es gibt eine wachsende Zahl an unabhängigen, meist europäischen und oft quelloffenen Alternativen, die nicht nur sicherer sind, sondern auch technologisch aufholen. Die Ausrede „Es gibt keine Alternative“ zählt nicht mehr.

Ich habe mir die Mühe gemacht, die wichtigsten Alternativen zu recherchieren und eine Rangliste zu erstellen. Diese soll als Orientierung für alle dienen, die nach Wegen aus der Abhängigkeit suchen.

Die Rangliste der unabhängigen Cloud-Alternativen

Diese Rangliste basiert auf einer Kombination aus Funktionsumfang, Sicherheit, Souveränität, Verbreitung und nachgewiesenem Erfolg in der Praxis.

Fazit: Souveränität hat ihren Preis, aber Abhängigkeit kostet mehr

Der Wechsel ist kein Spaziergang. Er erfordert Investitionen, Schulungen und den (politischen) Willen, die digitale Souveränität ernst zu nehmen. Doch die Kosten der Abhängigkeit sind ungleich höher: der Verlust von Kontrolle, die ständige Gefahr von Spionage und die wachsende finanzielle Belastung durch Lizenzgebühren, die Microsoft & Co. nach Belieben erhöhen können. Allein die Armee rechnet mit Mehrkosten von 4,6 Millionen Franken pro Jahr.

Länder wie Dänemark, die Bundesländer Schleswig-Holstein und Thüringen oder das österreichische Bundesheer machen es vor. Sie haben den Mut, neue Wege zu gehen und auf Open-Source-Lösungen zu setzen. Es ist an der Zeit, dass die Schweiz diesem Beispiel folgt.

Der Brief von Armeechef Süssli ist eine Chance, die wir nicht verstreichen lassen dürfen. Es ist die Chance für eine längst überfällige, öffentliche Debatte über die digitale Zukunft unseres Landes. Eine Zukunft, in der wir die Kontrolle über unsere Daten behalten.

Was denkst du darüber? Nutzt deine Organisation bereits Alternativen oder steckt ihr tief in der Microsoft-Welt? Ich freue mich auf deine Gedanken und Erfahrungen in den Kommentaren.

Beste Grüsse zum Montagmorgen, ich wünsche Dir eine gute Woche

Andi Freimüller


Quellen

[1] Blick (31.10.2025): Widerstand gegen Microsoft: Armeechef traut den Amis nicht. Online verfügbar unter: https://www.blick.ch/politik/widerstand-gegen-microsoft-armeechef-traut-den-amis-nicht-id21378341.html

[2] Tages-Anzeiger (01.11.2025): Wegen Trump und hoher Kosten: Schweizer Armee will weg von Microsoft. Online verfügbar unter: https://www.tagesanzeiger.ch/thomas-suessli-fordert-schweizer-armee-weg-von-microsoft-108051050766

[3] Republik (31.10.2025): Der Armeechef stemmt sich gegen Microsoft. Online verfügbar unter: https://www.republik.ch/2025/10/31/der-armeechef-stemmt-sich-gegen-microsoft

[4] openDesk (2025): The office and collaboration suite for public administration. Online verfügbar unter: https://www.opendesk.eu/en

[5] Nextcloud (2025): Nextcloud for Government. Online verfügbar unter: https://nextcloud.com/government/

[6] Xelon (2025): Top 7 Swiss Cloud Providers as Alternatives to Microsoft Azure. Online verfügbar unter: https://www.xelon.ch/en/blog/das-sind-die-7-besten-cloud-alternativen-zu-microsoft-azure


Transparenzhinweis: Dieser Beitrag wurde unter teilweiser Verwendung von KI-Tools wie Gemini, Perplexity und Manus erstellt. Alle Inhalte wurden von mir sorgfältig geprüft, überarbeitet und verantwortet.

Share this article:

Andi Freimueller

CEO @nowtec solutions, serial entrepreneur & tech enthusiast always willing to embark on exciting new journeys

Hinterlasse den ersten Kommentar